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Das Tibesti Gebirge, Emi Koussi, Caldera, Stefan Kröpelin am Felsrand sitzend, Explore Chad

Das Tibesti Gebirge

Tiefe Krater und Mondlandschaften

Das Tibesti Gebirge, Das Trou au Natron, Kraterboden, Salzkruste und Sekundaervulkan, Explore Chad

Das Tibesti Gebirge

Tiefe Krater und Mondlandschaften

Das Tibesti Gebirge, Trou au Natron, Blick von oben, Explore Chad

Das "Trou au Natron"

Vulkane und Thermalquellen

Das Tibesti Gebirge, Era Kohor, Stefan Kröpelin entnimmt Proben, Explore Chad

Forschungen

Entstehungsgeschichte des Tibesti Gebirges

Das Tibesti Gebirge, Expedtion ins Tibesti, Kamele als Lastentiere, Explore Chad

Forschungen

Wie kam der Mensch einst nach Europa?

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Das Tibesti Gebirge

Die Alpen der Sahara

Im Nordosten des Tschad, hunderte Kilometer von der letzten befestigten Straße, 1.000 Kilometer von der Hauptstadt N’Djamena entfernt, liegt das Tibesti-Gebirge. Dreimal so groß wie die Schweiz, menschenleer und kaum erforscht.

Für die Geschichte der Sahara und die Frage, wie die ersten Menschen nach Europa kamen, spielt das Tibesti-Gebirge eine entscheidende Rolle. Seit mehreren Jahrzehnten fanden dort keine wissenschaftlichen Untersuchungen mehr statt. 2015 hat das Forscherteam um Stefan Kröpelin die systematische Erforschung dieser lebensfeindlichen Gegend wieder aufgenommen.

Die Gipfel der Sahara

Das Tibesti ist ein Vulkangebirge. Es ist von jeglicher Zivilisation so weit abgelegen und unbewohnt, dass selbst vulkanische Aktivitäten unbemerkt bleiben. 2011 fotografieren Astronauten einer internationalen Raumstation eine kilometerlange Rauchfahne - auf der Erde jedoch bemerkt niemand etwas von den vulkanischen Aktivitäten.

Das sind die höchsten Gipfel des Tibesti:

  • Emi Koussi – 3.445 Meter
  • Pic Toussidé – 3.313 Meter
  • Tarso Voon – 3.100 Meter
  • Tarso Toon – 2.625 Meter

Der Emi Koussi ist der höchste Berg der Sahara. Er misst 60 x 80 Kilometer im Durchmesser, sein Hauptkrater ist 14 x 12 Kilometer groß. Die Landschaft dieses Supervulkans gleicht einer Mondlandschaft.

Das „Trou au Natron“

Das „Salzloch“

Am Fuße des zweithöchsten Vulkans, dem Pic Toussidé, liegt der Krater des Trou au Natron („Salzloch“). Er ist 1.000 Meter tief und weist einen Durchmesser von 8 Kilometer auf.

Vor tausenden Jahren war der Krater von einem tiefen See ausgefüllt. Er trocknete aus und hinterließ Ablagerungen, die heute nur noch an den Hängen zu finden sind. Für die Wissenschaftler sind die Seesedimente sehr wertvoll, da sie die Klimageschichte des Hochgebirges konserviert haben.

Das Tibesti Gebirge, Das Trou au Natron, Blick von oben, Explore Chad

Thermalquellen im Hochgebirge

Der Boden des Kraters ist meterdick mit Natronsalz bedeckt. Es sieht aus wie eine weiße Schneelandschaft. Es knirscht unter den Füßen, wenn man darüber geht. Dazwischen befinden sich warme Quellen.

Woher kommen Salz und Themalquellen?
Salzformationen und warme Quellen zeigen die vulkanische Aktivität des Berges. Durch die vulkanische Hitze und Störungen im Gestein dringen Gase aus großer Tiefe nach oben. Der Wasserdampf verdunstet an der Oberfläche des Kraters, wo das Natron auskristallisiert und sich beständig anreichert. Im Laufe der Zeit entstand eine dicke Salzkruste.

Gustav Nachtigal

und das Trou au Natron

Auf seiner entbehrungsreichen Forschungsreise durch den Tschad in den Jahren 1869-1875 kam Gustav Nachtigal durch das Tibesti. Er war überwältigt vom Anblick des Trou au Natron.

1869 schrieb er in sein Tagebuch: „Der Anblick war großartiger, als ich es geahnt hatte. Staunend und bewundernd stand ich am Rande eines riesigen Kraters (…) unwillkürlich setzte ich mich auf den Rand des Abgrunds und versank in träumerische Bewunderung (...).“

Bergland des Hungers

Mit durchschnittlich weniger als 20 Millimeter Niederschlag pro Jahr ist ein Überleben im Tibesti außerhalb der wenigen Oasen nicht möglich. Das Gebiet trägt daher den Namen „Bergland des Hungers“. Doch jahrtausendalte Felsbilder zeigen, dass das nicht immer so war. Auch das Tibesti war, wie einst das Ennedi Massiv, eine grüne Savannenlandschaft, belebt von Elefanten, Giraffen, Antilopen und vielen anderen Tierarten. Auch die Menschen haben hier schon sehr früh gesiedelt.

Das Tibesti Gebirge, prähistorische Felsgravuren, Explore Chad


Unterwegs zu Fuß und mit Lastentieren

Expeditionen

Wie zu Gustav Nachtigals Zeiten ist der größte Teil des Tibesti nur zu Fuß oder mit Lasttieren zu erreichen. Mit dem Geländewagen kommt man auf wenigen Pisten höchstens bis an den Fuß der Berge oder die Kraterränder.

Jeder Forscher trägt sein persönliches Gepäck (Kleidung, Schlafsack usw.). Der Rucksack ist bis zu 30 Kilogramm schwer. Die Lasttiere tragen das Wasser, den Proviant und das technische Gerät. Am Tag ist es heiß und in der Nacht bitterkalt.

In wenigen Tagen müssen die Forscher über 60 Kilometer zu Fuß zurücklegen und 3.000 Höhenmeter überwinden, um schließlich 800 Meter in die Krater hinabzusteigen. Das Ziel: Gesteinsproben aus dem Inneren des tiefsten Kraters zu nehmen.

Kostbares Gut

Bisher hat noch niemand Proben aus den Kratern entnommen. Nach ersten Untersuchungen weiß man, dass es sich um Seeablagerungen handelt, die meistens aus Karbonaten und Schlämmen aus unvorstellbar großen Mengen von mikroskopisch kleinen Kieselalgen bestehen. Gemeinsam mit den eingeschlossenen Pollen erlauben sie z. B. Rückschlüsse auf die ehemaligen Wassertiefen zu ziehen. Sie geben auch Auskunft darüber, welche Pflanzen während der Feuchtzeiten im Tibesti Gebirge heimisch waren.

Stefan KröpelinUniversität zu Köln
Wir wissen mehr über die Gesteine mancher Kometen als über die des höchsten Berges der größten Wüste.

Forschungsfragen

Wie lebten die Menschen vor etwa 130.000 Jahren? Wie war das Klima, als der "moderne" Mensch Afrika verließ? Ist der Homo sapiens von Äthiopien über das Tibesti durch die Sahara nach Europa gewandert? Durchstreifte er dabei auch den Emi Koussi oder war der Berg wegen seiner Höhe eher ein Hindernis? Die Antworten liegen in den prähistorischen Fundstellen und den Ablagerungen der ausgetrockneten Kraterseen. Sie warten darauf entdeckt und untersucht zu werden.

Stefan KröpelinUniversität zu Köln
Vor mehr als Hunderttausend Jahren durchquerte der Homo sapiens das Tibesti, um nach Europa zu gelangen. Heute sind wir es, die versuchen, die Geschichte von damals zu erzählen.
Das Tibesti Gebirge, Bardai, Explore Chad

Kamel Yoga

Die einheimischen Tubu haben ein sehr behutsames Verhältnis zu ihren Kamelen. Keiner benutzt eine Peitsche. Verletzt sich eins der Tiere, wird es geschont und gepflegt, bis es wieder fit ist.

Bei einer Muskelzerrung flechten die Tubu dem Kamel die Vorderläufe hinter dem Kopf zusammen. Das Tier scheint die bizarre Yogastellung zu genießen. Stundenlang liegt es so da, bis es sich selbst aus dieser Position befreit – und dann den Rest des Weges ohne weitere Probleme weiterläuft.

Das Tibesti Gebirge, Forschungsexpedition ins Tibesti, Kamelyoga, Explore Chad

Forschungsunternehmungen
im Tibesti

Seit über 50 Jahren fanden im Tibesti so gut wie keine wissenschaftlichen Studien mehr statt. Längst ist das Gebiet nicht flächendeckend erforscht.

Die Forscher stehen noch am Anfang ihrer Arbeit. Sie hoffen, dass eines Tages auch das Tibesti von der UNESCO als ein weiteres Welterbe des Tschad anerkannt wird. Landschaftlich, geologisch und archäologisch ist das Gebiet von herausragender Bedeutung. Die Vorbereitungen für eine mögliche Antragstellung werden noch einige Jahre in Anspruch nehmen.

Glühbirne

Zielsetzungen

Gewinnung neuer Erkenntnisse und eines tieferen Verständnisses zu den Themenbereichen

  • Geologie und Geomorphologie des Gebirges
  • Klima- und Umweltwandel
  • Besiedlungsgeschichte
  • Menschheitsgeschichte – wie und wann kam der moderne Mensch nach Europa?

Expeditionen

Seit 2015 unternimmt der Wissenschaftler Stefan Kröpelin Forschungsexpeditionen ins Tibesti. Hauptziele der Expeditionen sind

  • neue Daten für die geowissenschaftliche Forschung und die Klimamodellierung zu gewinnen
  • Machbarkeitsstudien zum Potenzial des Tibesti als Welterbestätte
  • neue Daten zur Ur- und Frühgeschichte zu sammeln
Mikroskop

Untersuchungen

Während und nach den Geländeaufenthalten werden vielseitige Untersuchungen durchgeführt.

  • Kartierungen und Probenentnahmen, insbesondere aus ausgetrockneten Kraterseen
  • Archäologische Kartierungen (einschließlich der Felsbilder) und Ausgrabungen
  • Sedimentologische Laboranalytik und Datierung (14C, Thermoluminiszenz etc.)
  • Bestimmung der Biomarker (Pollen, Diatomeen etc.)

Zu Fuss durchs Tibesti
Begleiten Sie Stefan Kröpelin und sein Team auf ihrer Expedition

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